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Hansestadt Lüneburg – Transformation zur Schwammstadt möglich?

5. September 2023

Treffen des Vereins BI Unser Wasser am 14.8.23 mit Stadtbaurätin Frau Gundermann, Frau Hesebeck (Tiefbau und Grün) und Herrn Eberhard (Stadtentwicklung) zur Umsetzung von Schwammstadtbausteinen in Lüneburgs Neubaugebieten

 

In freundlicher Atmosphäre nahm sich das Team um die Stadtbaurätin fast 1,5 Stunden Zeit, um auf Fragen und Anregungen von Marianne Temmesfeld, Rüdiger Schulz und Barbara Berling einzugehen.

Aktuell seien im Stadtgebiet Lüneburg keine weiteren Neubaugebiete zugunsten einer Nach­verdichtung auf ehemaligen Militär- und Gewerbegebieten geplant. Hier gibt es auch erste Konzepte für ein verbessertes Regenwassermanagement, wie uns Herr Eberhard am Bau­vorhaben „Ziegelkamp“ erläuterte: auf dem ca. 0,7 ha großen Gelände einer ehemaligen Verkaufsfläche/-Halle sollen 130 Wohneinheiten in bis zu 5-geschossiger Bauweise entstehen, bei denen extensive Gründächer und eine intensive Begrünung der Tiefgarage vorgeschrieben werden. Auch ein Regenwasserrückhaltesystem in unterirdischen Kaver­nen sei vorgesehen. Wir schlugen vor, dass das zurück gehaltene Regenwasser zur Bewässerung der Grundstücks­bepflanzung (Balkone, neu gepflanzte Bäume, Hecken, Tiefgaragen­begrünung) nutzbar ge­macht werden könne, um die Verwendung von Trinkwasser zu vermeiden. Aus den Unter­lagen zum Bauvorhaben geht jedoch hervor, dass das Grundstück durch die hohe Grund­stücks­­auslastung bis zu 60% versiegelt bleibt und eine vollständige Regenwasserversickerung, auch aufgrund der ungünstigen Bodenbeschaffenheit, nicht möglich ist und das Wasser letztlich in das Kanalsystem abgeleitet wird. Hier sehen wir, dass die Anstrengungen der Stadt hinsichtlich der Nutzung des Wassers noch verbessert werden müssen!

Im Neubaugebiet „Wienebütteler Weg“ werden entsprechende Konzepte noch nicht umgesetzt, da der Bebauungsplan bereits beschlossen ist und die Ausschreibungen laufen. Hier kann nur noch auf eigenes Engagement der Eigentümer durch den Anreiz höherer Förderungen, z.B. für die Anlage von Zisternen, gesetzt werden. Auf unseren Einwand, dass die aktuellen finan­ziellen Unterstützungen lächerlich gering seien und demzufolge keinerlei Anreiz böten, gab uns Frau Gundermann die Zusage, sich für höhere Förderungen einzusetzen – mit der Ein­schränkung, dass letztlich die politischen Gremien für die Frei­gabe solcher freiwilligen Leis­tungen, welche nur 2% des Haushalts betragen und dazu noch für ver­schiedene Bereiche möglich seien, zuständig seien. Wir nehmen daraus mit, dass wir uns noch mehr mit der Politik verknüpfen müssen, um hier etwas zu bewegen. Kontakte aller Art sollten von uns proaktiv geknüpft werden!

Generell mussten wir beim Thema „Anlage von Regenwasserzisternen und Grauwasser­nutzung“ auch zur Kenntnis nehmen, dass dieser Bereich zur Bauherrenfreiheit gehört und nicht vorgeschrieben wer­den kann; hier unterliegen die Kommunen der Niedersächsischen Bauordnung NBauO und haben wenig Spielräume. Wir regten an, dass die Kommune doch „nach oben“ mehr Druck machen könnte, um die Stadtentwicklung Richtung Schwammstadt schneller voranzutreiben.

Zum Thema „Entsiegelung von Flächen“ wurden wir ernüchternd darauf hingewiesen, dass es aktuell keine Möglichkeit gäbe, Eigentümer von bereits bestehenden Parkplätzen vor z.B. Super- oder Bau­märkten zu einer Entsiegelung zu verpflichten. Auf kommunaler Ebene würde hingegen viel getan, ein Beispiel seien die Parkplätze am Kurpark mit einem wasser­gebundenen Belag. Auch beim Straßenbau würde, nach Berücksichtigung anderer Faktoren wie z.B. Barrierefreiheit, zunehmend auf breitere Fugen, Regenrückhaltevorrichtungen oder durchlässige Randbereiche geachtet. Auf die Frage, warum über Bemühungen, in Lüneburg klima­gerechte Umbauten und Erneuerungen von Straßen umzusetzen, so wenig in der Presse zu erfahren sei, mussten wir erfahren, dass immer wieder viel Kritik aus ver­schiedenen Rich­tungen anpralle, ohne dass die Verwaltung Gelegenheit gehabt hätte, ihre in Bezug auf den Wasserkreislauf und das Klima positive Arbeit zu erläutern – was einmal mehr zeigt, wie wichtig die umfassende Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Wasser ist!

 

Barbara Berling, Marianne Temmesfeld, Rüdiger Schulz